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Zwangsstörungen

„Habe ich die Haustür verschlossen?“ oder „ist der Herd ausgeschaltet?“- harmlose Formen des zwanghaften Verhaltens sind fast jeder Person bekannt. Die meisten dieser Gewohnheiten und Rituale sind nicht schlimm und helfen uns sogar mit der Komplexität und Informationsflut der Umwelt umgehen zu können. Kehren diese Gedanken  und Handlungen immer wieder zurück und lösen einen Leidensdruck aus, oft begleitet von körperlichen Beschwerden, handelt es sich um eine Zwangsstörung. Den Betroffenen gelingt es nicht, die aufdringlichen Gedanken und Handlungen zu unterdrücken oder zu verdrängen, obwohl sie als sinnlos und übertrieben erlebt werden.

 

Zwangsgedanken sind lästige, aufdringliche und wiederkehrende Gedanken, Ideen oder Bilder, welche die Betroffenen nicht loswerden können. Zwangsgedanken können sich auf aggressive oder religiöse Inhalte beziehen oder sich mit Schmutz, Krankheiten, Sexualität oder Ordnung beschäftigen. Diese Gedanken lösen Gefühle wie z.B. Angst, Unruhe, Schuldgefühle, Scham oder Selbstzweifel aus. Um diese Gefühle loszuwerden, werden Zwangshandlungen ausgeführt.

 

Bei Zwangshandlungen handelt es sich um exzessive Wiederholungen alltäglicher Verhaltensweisen, die nach bestimmten Regeln ausgeführt werden. Sie dienen meist dazu, kurzfristig eine Erleichterung von negativen Gefühlen wie Angst, Unruhe, Zweifel oder Anspannung herbeizuführen. Es besteht jedoch keine realistische Beziehung zwischen der Handlung und dem, was sie bewirken soll. Die Zwangshandlungen können in vielen verschiedenen Formen auftreten: Wasch- oder Reinigungszwänge (z.B. exzessives Händewaschen), Kontrolle, Zählzwänge, Wiederholungszwänge, Ordnungszwänge, Sammeln von Gegenständen (Messie-Syndrom), usw. 

 

Wenn die betroffene Person versucht, den Zwangshandlungen zu widerstehen, kann das Gefühl von Angst und Unruhe so stark werden, dass der einzige Weg diese Gefühle loszuwerden, das Ausführen von Zwangshandlungen ist. Es entsteht ein Teufelskreis aus Gedanken, Gefühlen und Handlungen, der oft in Erschöpfung und Verzweiflung endet.

 

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und einer Psychotherapie die wirksamste Therapiemethode bei einer Zwangsstörung ist. Bei der Zwangsstörungen ist die Verhaltenstherapie die Methode der Wahl. Es werden Informationen zur Symptomatik und zur Lebensgeschichte gesammelt, um die Entstehung der Störung besser zu verstehen und all jene Faktoren zu erkennen, die sie aufrechterhalten. Ein wichtiger Baustein der Therapie ist die Exposition mit Reaktionsverhinderung. Dabei werden die Patienten, unter Anleitung des Therapeuten, Situationen ausgesetzt in denen sie normalerweise große Angst und Anspannung erleben. Jede Zwangshandlung oder andere Strategien um diese Emotionen zu neutralisieren sollen unterlassen werden. Das Ziel dieser Methode ist, mit negativen Gefühlen (Angst, Scham, Schuld, Ekel...) umgehen zu können bzw. lernen diese auszuhalten. Bei den Zwangsgedanken kommt die Exposition in Sensu (in der Vorstellung) zur Anwendung. 

 

Neben der direkten Arbeit an den Zwängen, ist es oft notwendig aktuelle Lebensprobleme zu besprechen. In der Therapie soll zudem das Selbstwertgefühlt gestärkt und Entspannung im Alltag und das eigene Stressmanagement erlernt werden. 

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